Standards und qualitätssichernde Elemente beruflicher Bildung im digitalen Wandel
Zur Sicherung der betrieblichen Ausbildungsqualität wird in Deutschland auf diverse qualitätssichernde Elemente zurückgegriffen. In Form von Mindeststandards basieren diese zum einen auf tradierten Verfahren und Regelungen, die in mehreren Gesetzen und Dokumenten festgelegt sind. Darüber hinaus existiert eine Vielzahl weiterer Angebote, Ansätze und Verfahren, die freiwillig zu Zwecken der Qualitätssicherung genutzt werden können. Über die folgende Linksammlung stellen wir beispielhaft dar, wie den Herausforderungen, die durch „Digital Learning and Teaching“ in Bezug auf die qualitätssichernden Standards und Elemente der beruflichen Bildung entstehen, begegnet wird.
Digitale Tools und Plattformen zur Lernortkooperation
Die Qualität einer Ausbildung entscheidet sich unter anderem an der Frage, ob es den Lernorten gelingt, theoretisches und praktisches Lernen miteinander zu verbinden, so dass Auszubildende möglichst vielfältige Kompetenzen erwerben. Dazu müssen Berufsschulen und Betrieb eng miteinander kooperieren.
Das Zusammenwirken der Lernorte und die Abstimmung der Lerninhalte kann heute auch durch digitale Tools und Plattformen unterstützt werden, worauf das Portal qualifizierungdigital.de des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) aufmerksam macht. Das Portal bietet hierzu eine Übersicht über verschiedene Modellprojekten, die digitale Lösungen für die Lernortkooperation entwickelt haben. Sie finden die Übersicht hier.
Azubi-Berichtsheft jetzt auch digital
Der Ausbildungsnachweis ist ein zentrales Instrument der Qualitätssicherung, das sowohl der Reflexion als auch der Überwachung und Kontrolle des Ausbildungsverlaufs dient. Auf Grundlage von Berichtsheften können die Ausbildungsinhalte laufend überprüft und Defizite in der Ausbildung schnell erkannt werden – aber geht das auch digital?
Die Industrie- und Handelskammern bieten ihren Mitgliedsunternehmen ab sofort in einer gemeinsamen Initiative ein digitales Azubi-Berichtsheft an, das für Ausbilder und Auszubildende intuitiv bedienbar ist und deren digitale Kompetenz fördert. Das Angebot ist kostenfrei, wird von allen Berufsschulen und IHKs akzeptiert und vereinfacht das Führen des Ausbildungsnachweises.
Es soll eine unkomplizierte Online-Kontaktaufnahme mit den Ausbildungsbeauftragten ermöglichen und ein weiterer Schritt sein für die Standardisierung der Ausbildung über Bundesländer hinweg. Zum digitalen Azubi-Berichtsheft gelangen Sie hier.
Prüfungen und digitale Kompetenzmessung
Mit dem Ziel, den Erwerb der beruflichen Handlungsfähigkeit festzustellen, werden im Verlauf und zum Abschluss der dualen Ausbildung Prüfungen durchgeführt. Prüfungen sind damit von besonderer Bedeutung für die Qualitätssicherung der Ausbildung. Insbesondere das von den Kammern organisierte Prüfungswesen ist jedoch von der Corona-Krise sehr betroffen. Weil die Prüfungen in der Regel die gleichzeitige Anwesenheit vieler Personen erfordern, mussten sämtliche Prüfungen verschoben und neu-organisiert werden.
Die Digitalisierung eröffnet nicht nur für das berufliche Lehren- und Lernen neue Möglichkeiten, sondern auch für das Prüfen. Das gilt auch für die Messung von Kompetenzen von Auszubildenden, wie eine aktuelle Überblicksstudie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zeigt. Die Studie gibt einen systematischen Einblick über die in der Forschung entwickelten Methoden der Kompetenzmessung in der beruflichen Bildung und zeigt auf, welche Vorteile digitale Testverfahren bieten können – nicht nur in der Corona-Krise.
Sie finden die Publikation finden hier zum Download.
Lernortkooperation im Kontext der Digitalisierung in der beruflichen Bildung – das Projekt LoK-DiBB
Die Abstimmung der Ausbildungsinhalte für die Lernorte Berufsschule und Betrieb und damit eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis kann nur im Rahmen einer engen Lernortkooperation realisiert werden. Die Qualität dualer Ausbildung hängt daher maßgeblich davon ab, wie gut Berufsschulen und Ausbildungsbetriebe, Berufsschullehrer und Ausbilder zusammenarbeiten.
Das derzeit laufende Forschungsprojekt „LoK-DiBB“ (Bedingungen gelingender Lernortkooperationen im Kontext der Digitalisierung in der beruflichen Bildung) untersucht vor diesem Hintergrund die Frage, wie eine Lernortkooperation unter den Bedingungen der Digitalisierung beruflicher Bildung gelingen kann. Ziel ist es, den Akteuren und Institutionen konkrete und erprobte Umsetzungsempfehlungen für eine gelingende Lernortkooperation an die Hand zu geben – gerade in diesen Zeiten ein wichtiges Forschungsthema.
Weitere Informationen zum Projekt sowie erste Zwischenergebnisse erhalten Sie hier sowie auf den Seiten der beteiligten Projektpartner Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb), Hochschule der Bundesagentur für Arbeit und Karlsruher Institut für Technologie.
Der Ausbildungsnachweis: Das Online-Berichtsheft BLok
Der Ausbildungsprozess wird im betrieblichen Ausbildungsplan dargelegt. Wie der tatsächliche Ausbildungsprozess abläuft, das wird von den Auszubildenden im Ausbildungsnachweis dokumentiert und von den Ausbildenden geprüft. Damit ist der Ausbildungsnachweis ein wichtiges Instrument der Qualitätssicherung, das sowohl der Reflexion als auch der Überwachung und Kontrolle des Ausbildungsprozesses dient.
BLok (Online-Berichtsheft zur Stärkung der Lernortkooperation) ist der erste kostenfreie Online-Ausbildungsnachweis, der über alle Lernorte der Berufsausbildung funktioniert. Die Auszubildenden eines Betriebes können Ihre Berichtshefte online führen. Die verantwortlichen betrieblichen Ausbilder haben die Möglichkeit, die Berichtsheftwochen dann ebenso zeit- und ortsunabhängig einzusehen und abzunehmen, wie die Berufsschullehrer und die überbetrieblichen Ausbilder. Auch die Kammer kann sich beteiligen und die Berichtshefte zur Prüfung online entgegennehmen.
Weitere Informationen zu Blok und seinen Nutzungsbedingungen finden Sie hier:
Zu BLok
Berufsberatung im Krisenmodus – Das Ausbildungsportal AUBI-plus liefert Orientierung in der Krise
Die Institutionen der Berufsberatung nehmen eine zentrale Funktion bei der Berufsorientierung wahr und wirken hierüber auf die Qualität des Ausbildungsstandes. Die aktuelle Corona-Krise sorgt für Unsicherheit bei Schülern, Bewerbern, Azubis und deren Eltern. Das Ausbildungsportal AUBI-plus bietet in dieser Situation Orientierung und beantwortet die dringendsten Fragen rund um die Themen Berufswahl, Ausbildungsplatz und Bewerbung. Zur Corona-Spezialseite von AUBI-plus gelangen Sie hier.
Selbstevaluierung per SELFIE
SELFIE (Self-reflection on Effective Learning by Fostering the use of Innovative Educational Technologies, Selbsteinschätzung des effektiven Lernens durch die Förderung der Verwendung von innovativen Bildungstechnologien) ist ein Tool zur Unterstützung von Schulen bei der Integration digitaler Technologien in den Unterricht. Für die Zukunft ist eine Erweiterung für die Nutzung in Ausbildungsbetrieben geplant. SELFIE wurde auf Initiative der Europäische Kommission entwickelt.
SELFIE sammelt – anonym – die Ansichten von Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern und Schulleitungen über die Art und Weise, wie Technologien an ihrer Schule eingesetzt werden. Mittels des Instruments kann eingeschätzt werden, ob digitale Technologien im Unterricht und zu Lernzwecken optimal genutzt werden, an welchen Stellen Verbesserungsbedarfe existieren und welche Prioritäten gesetzt werden sollten. Das Tool ist gegenwärtig in den 24 Amtssprachen der Europäischen Union verfügbar.
Zu Selfie
Internationale Forschung: Studie über Plattformarbeiter
Im März 2020 hat die Europäische Kommission eine Studie über die Arbeitsbedingungen von Menschen veröffentlicht, die für digitale Plattformen arbeiten. Der Bericht, der von unabhängigen Experten durchgeführt wurde, gibt einen Überblick über die Herausforderungen, denen sich der Einzelne in dieser wachsenden Arbeitsform gegenübersieht.
Zur Studie
Stand: 21.07.20