Europäische Bildungsexperten studieren die Qualitätssicherung der betrieblichen Ausbildung im dualen System in Deutschland
EQAVET-Studienbesuch vom 25. bis zum 27. Januar 2017 im BIBB
Die hohe Jugendarbeitslosigkeit in vielen Ländern der EU, besonders in Süd- und Osteuropa, und die vergleichsweise geringen Probleme am deutschen Arbeitsmarkt wecken bei den Berufsbildungsexperten aus den Nachbarländern immer wieder Interesse an der betrieblichen Ausbildung im dualen System. Die deutsche Referenzstelle für Qualitätssicherung in der beruflichen Bildung (DEQA-VET) im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat hierzu vom 25. bis zum 27. Januar 2017 Partner aus zehn weiteren europäischen Referenzstellen zu einem von der EU-Kommission finanzierten dreitägigen Studienbesuch eingeladen. Die Veranstaltung findet unter den Titel „European understanding of quality assurance in work based learning“ (deutsch: „Gemeinsames europäisches Verständnis für Qualitätssicherung des arbeitsweltbezogenen Lernens“) statt. Die Teilnehmenden des Studienbesuchs vertreten die Länder Finnland, Griechenland, Italien, Kroatien, Niederlande, Rumänien, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Vereinigtes Königreich. Aus Wales ist der Minister für Lebenslanges Lernen und die Walisische Sprache, Alun Davies AM, angereist.
„Arbeitsweltbezogenes Lernen auf der Grundlage beruflicher Standards ist der Schlüssel für die Beschäftigungsfähigkeit der Jugendlichen und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen“, sagt Reinhold Weiß, stellvertretender Präsident des BIBB. Weiter führt er aus: „Die gemeinsame Erarbeitung und Modernisierung von Ausbildungsordnungen durch Fachleute aus der beruflichen Praxis sowie die Rolle der Kammern bei der Qualitätssicherung der Ausbildung tragen zu diesem Erfolg bei. Dies zu sichern und weiter zu verbessern, stellt eine ständige Aufgabe dar.“ Auch für Deutschland sind angesichts von Fachkräftemangel und dem Trend zur Akademisierung Qualität und Attraktivität der Berufsbildung zentrale bildungspolitische Herausforderungen.
Die europäischen Besucherinnen und Besucher erwartet ein gut gefülltes Programm: Es beginnt mit einer intensiven Vorstellung und Diskussion des deutschen Ansatzes der Qualitätssicherung in der betrieblichen Bildung und mit einem Austausch über Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Besuche bei einem Unternehmen in Bonn und bei dem Berufsbildungszentrum des Handwerks in Köln geben Gelegenheit, die Ausbildungspraxis, d.h. auch die Anwendung qualitätssichernder Elemente vor Ort in Augenschein zu nehmen. Schließlich nehmen die Gäste an einem Round-Table-Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern der Sozialpartner und weiterer nationaler Expertinnen und Experten teil, um themenbezogene bildungspolitische Fragestellungen zu vertiefen.
Der Studienbesuch verfolgt das Anliegen, die Transparenz im Themenfeld Qualitätssicherung in der betrieblichen Bildung zu erhöhen. Trotz des gestiegenen Interesses am dualen Ausbildungssystem ist in den meisten Staaten Europas die schulbasierte berufliche Bildung nach wie vor die Regel. Deshalb legen die Veranstalter einen besonderen Wert darauf, das komplexe Zusammenspiel der Instrumente, Verfahren und Institutionen in Deutschland zu erläutern, die alle dem Ziel dienen, die Qualität, Zukunftsfähigkeit und Attraktivität des betrieblichen Lernens zu sichern und zu entwickeln.
DEQA-VET gehört zum europäischen Netzwerk EQAVET – European Quality Assurance in Vocational Education and Training. Das derzeit 34 Mitgliedstaaten umfassende Netzwerk setzt sich für die Anwendung gemeinsamer Prinzipien der Qualitätssicherung in der beruflichen Bildung ein. Das im Rahmen des Kopenhagener Prozesses entstandene Transparenzinstrument EQAVET ist eingebettet in das übergeordnete Ziel eines europäischen Bildungs- und Wirtschaftsraumes, der allen Bürgerinnen und Bürgern Mobilität ermöglichen soll.